Alles war gepackt, die neuen Cadex-Laufräder kamen zwei Tage vor dem Flug noch bei Wiegetritt an.
Natürlich haben wir uns in der Woche davor darüber Gedanken gemacht, wie sich Covit-19 entwickelt. Wir haben aber entschieden zu fahren. Das Flugzeug war voll, ältere Menschen, kleine Kinder. Am Airport Palma der übliche März Zustand, keine umherirrenden Touristen, der Busparkplatz war übersichtlich. In etwas weniger als einer Stunde waren wir in Can Picafort und bauten gleich die Räder zusammen.
Can Picafort, Mandelkuchen, Orient, Soller.
Die ersten Tage waren toll, das Wetter war super, das Hotel war gut. Großen Gruppen zogen auf der breiten Straße nach Alcudia fast wie Sychronschwimmer durch den Kreisverkehr, andere wackeln wie Besoffene über die gesamte Fahrbahnbreite. Vor Huerzeler und Co warten Radfahrer auf ihren Guides und erzählen sich die ewig gleichen Geschichten.
Am Dienstag langsam, Mittwoch Can Picafort, Donnerstag Sineu und Mandelkuchen, Freitag Orient, Samstag nur locker nach Petra. Schon am Freitag war jedem von uns klar, dass wir unsere Pläne für die kommende Woche abhacken können. Samstag war es dann Gewissheit: Ab Montag gelten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch auf Mallorca.
Am Donnerstag wären wir nicht mehr nach Mallorca geflogen.
Die MA-12 war am Samstag auffallend leer. Wechseltag und bei der rasanten Veränderung der Corona-Situation wären wir spätestens ab Donnerstag auch nicht mehr nach Mallorca geflogen. Mittwoch früh war unser geplanter Rückflug. Für uns hießt das, Sonntag radfahren ohne irgendwo anzuhalten, Montag einen Tag Pool und Dienstag werden wir irgendwie überbrücken.
Am Sonntag Morgen stand die Guardia Civil an der Rezeption und verkündete, dass die Ausgangssperre schon heute gilt. Einige Radfahrer sind dann noch losgefahren. Viele kamen schnell zurück, weil die Polizei vor dem Hotel genau auf diese Kandidaten gewartet hat.
Niemand hatte in Mallorca vor, den Airport zu schließen.
So verbrachten wir eben den Sonntag am Pool. Damit war es am Montag vorbei. Nicht nur weil es regnete, sondern weil das auch nicht erlaubt mehr war. Seit Sonntag haben wir auch viele Nachrichten bekommen. Freunde fragten besorgt, ob wir überhaupt nach Hause kommen. Irgenwelche mehr oder weniger Bekannten kritisierten, dass wir überhaupt geflogen sind. Irgendwer hat irgendwem irgendwo glaubhaft versichert hat, dass der Flughafen geschlossen wird und wir nicht mehr wegkommen.
Als wir in Bremen am Flughafen ankamen war die Stimmung sehr bedrückend. Viele hielten Abstand, das war gut. Gleichzeitig drängten sich andere Leute am Kofferband aneinander, das war früher schon schlimm. Ich war froh, als ich im Auto sahs. Da fühlte ich mich wieder sicherer, so wie vor dem Abflug in Palma. Dabei denke ich auch an die Radsportveranstalter. Für die ist die Saison 2020 gelaufen.
Panik ist vorbei, egal ist wieder da
Jetzt, vier Wochen später, junge Leute stehe zu sechst vor der Pommesbude in Sandstedt, Motorradfahrer ohne Helm stehen in Gruppen am Weserufer in Dedersdorf und Best Ager Rennradfahrer stehen neben Oma und Opa mit Pedalec im Blockland …
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