Die neue App vom BDR soll die Teilnahme an einer RTF und anderen Breitensportveranstaltungen einfacher machen.
Wir im Bremer Norden haben schon seit dem Corona-Jahr auf Online-Anmelden gesetzt. Das entspannt nicht nur den Radfahrer, weil er den Zettel nicht mehr bei der Anmeldung ausfüllen muss, sondern auch uns. Kein Geld zählen und wissen, wie viele Teilnehmer kommen ist für einen Verein mit Ehrenamtlichen viel wert. Mit dem Angebot von vereinsticket.de klappte das vom Einstellen der Veranstaltung bis zur Auszahlung hervorragend. Jetzt soll es dafür eine App vom BDR geben, was die was kann wird sich zeigen.
"Als wichtigstes Instrument zur Modernisierung des Breitensports sieht Vize-Präsident Bernd Schmidt die neu zu schaffende BDR-APP"
Für 2023 haben sich die Lenker und Denker im BDR einiges neues ausgedacht. Bei den RTF gibt es keine Wertungskarten mehr, gut für die Vereine, die haben so ein wenig weniger Aufwand. Ob ein Rucksackbeutel oder eine Fahrradklingel heute noch ein Anreiz ist? Kilo- und Höhenmeter auf Strava zählen mehr. How ever, die BDR Prämien gibt es auch weiterhin, nur werden jetzt Kilometer gesammelt statt Punkte. Das soll über die App gespeichert werden und die soll, laut den Verantwortlichem beim BDR auch am 24.12. fertig sein.
Die App gehört zur Aktion „Entrümpeln der RTF“. Am 31. August hat der BDR in einem langen Brief über “Modernisierung des Breitensports” berichtet. Vom “Umbruch der RTF” und “RTF-Szene neuen Schwung zu verleihen und unser Regelwerk zu entschlacken” war hier zu lesen.
Keine Starternummern, keine Wertungskarten, aber Ausschildern bleibt
In 2022 wurde der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Radfahren veröffentlicht (hier zu lesen).
- Flyer (für Fahrradläden, Einzelhandel vor Ort, öffentliche Einrichtungen, Radsporttreffs, vorherige RTFs)
- Plakate (für Fahrradläden, Einzelhandel, Geschäftsstellen Vereine, öffentliche Einrichtungen)
- Homepage des Vereins mit aktuellen, ausführlichen Informationen
- Pressemitteilungen für Medien
- Strecken in Apps wie Komoot bewerben
- Beiträge in Radsportforen
- Mund zu Mund Propaganda (→ Netzwerkarbeit)
- Besondere Angebote für Einsteiger gesondert in den Vordergrund stellen
- Fragebogen bei RTF (woher von der RTF erfahren?); Auswertung, um Maßnahmen zukünftig besser gewichten zu können
- Facebook–Veranstaltungen einrichten, Werbung in Facebookgruppen
- Instagram–Account
- E–Mail–Newsletter
- Chatgruppen (Whatsapp, Signal, andere)
- Fahrrad–Podcasts
- Schirmherrschaft vergeben (z.B. Bürgermeister/in)
- Veranstaltung zusammenlegen mit Stadtfesten o.ä.
Bisher ist davon nur die App und Wegfall der Wertungskarte übrig geblieben. Stichwort Ausschildern! Wer seine RTF nicht ausschildert, darf sie auch nicht RTF nennen. Um die gelben, roten oder orangen Pfeilchen aufzuhängen müssen die Organisatoren der RTF auch in 2023 hunderte von Kilometer mit dem Auto fahren. Die Alternative ist eine GPS-RTF, allerdings mit der Vorgabe dass die Strecke bis 80 km ausgeschildert werden muss. Für Ehrenamtliche also nur eine teilweise Entlastung.
Die Startnummern sind keine Pflicht mehr. Mit der Startnummer hatten die Vereine jedoch zumindest eine Möglichkeit Schnorrer an den Verpflegungsstellen zu enttarnen.

Ein Kommentar
Am 29.10.2021 veröffentliche der BRD eine Meldung auf der Homepage rad-net.de: rad-net bringt neue Radsport-App an den Start. Auch damit sollte schon die Arbeit der Vereine erleichtert werden. Heute kein Wort mehr davon. Vielleicht weil gut ein Jahr später die Zahl der Downloads im Google Store bei > 100 lag. Gut, über Hundert kann auch eine Million sein. Wir wissen aber, dass der Counter das zeigen würde. Bei 150.000 Mitgliedern kann man nicht von einer erfolgreichen App sprechen. Woran liegts? Die App ist nicht so übel, die Sinnhaftigkeit von Newsapps generell fragwürdig, aber unbestreitbar hat der BRD Aufwand für die Entwicklung investiert, aber nichts um sie zu bewerben. Schwamm drüber.
Irgendwann in 2022 kam ein, nennen wir es Positionspapier der Arbeitsgruppe Radfahren 24 auf den Tisch (ansehen). Auf vielen Seiten werden hier viele Vorschläge aufgelistet und von Veränderungen gesprochen. „Marketingmaßnahmen und gezielte Werbung können helfen, für eine Veranstaltung mehr Aufmerksamkeit zu generieren“. Allein die Gestaltung und Formulierung des Abschlusspapier sprechen eine andere Sprache. Das in einem Verband mit 150.000 Mitglieder sämtliche PR-Grundkenntnisse fehlen ist eine Schande. Dann lieber gar nicht erst versuchen, irgendwelche Fetzen von Brandentwicklung und Marketingstrategien einzubringen.
Wer sich durch die vielen, mehr oder weniger inhaltsvollen Seiten gekämpft hat wird die Vielzahl an Vorschläge finden. Und doch bleibt es bei der Sichtweise der alten Herren.
Was davon übrig geblieben ist, wurde am 22.08.2022 schon bekannt gegeben, so gut wie nichts. Must haves für RTF wurden ebenfalls aufgelistet. Unter anderem Bezahlung vor Ort und Überweisung, Starternummern. Als Nice to have waren noch Bezahlung mit Paypal oder App und komplettes Ausschildern der Strecke auf der Liste.
Zahlung per Überweisung, sehr schön, aber wir sind in 2023, nicht 1990. Vereinsticket.de machts hier perfekt vor und das kostet nichts. Eine Kooperation hätte viel Zeit und Geld gespart. Geld, dass man in die hübschen Ideen für Maßnahmen hätte stecken können um die Vereine zu unterstützen. Und das Ausschildern? Ausschildern gehört zu einer RTF wie die Kugeln an den Weihnachtsbaum. Doch für lange Strecken ist das eine überholte Tradition, nicht nur wegen des Zeitbedarfs, auch weil drei Autos x 155 KM eine Strecke abfahren, die nur von 10 % der Teilnehmer gefahren wird. Die fahren sowieso mit ihrem Wahoo, Gamin oder Dash, weil wir die Strecke auf Komoot und als GPX zum Download anbieten.
Von Verjüngung sprechen, aber alte Zöpfe nicht abschneiden bringt keine Veränderung.
Wie viele haben sich durch die 24 Seiten gelesen? Die Arbeit hinter so einem Pamphlet muss man würdigen, keine Frage. Ich habe nämlich selbst in unzähligen Vereins- und Verbandsmeeting gesessen. Je nach Teilnehmerzusammenstellung gehört hier auch eine Portion Geduld dazu. Was zählt, ist und bleibt trotzdem das, was am Ende rauskommt. Welche Maßnahmen werden getroffen und wann? Einzig die Entwicklung einer App ist eine greifbare Aktion. Eine Zusammenfassung ohne klare Maßnahmen mit Ziel und Zeit ist so viel Wert wie ein platter Fahrradschlauch. Ohne wirklich konkret zu werden, ohne Zeitplan.
Am 22.08. wurde im Brief an die Vereine von einer Neuausrichtung gesprochen, leider ohne konkrete Maßnahmen. Echte Vorteile für die Vereine, denen der BDR wortreicht dankt, fehlen. Ebenso fehlt es an fundamentaler Kenntnis beim Marketing. „Man muss“, „jemand soll“ und „dann kann“ sind keine Maßnahmen um den Mitgliederschwund, mangelndem Interesse an Veranstaltungen und dem Rückgang an Ehrenamtlichen entgegenzuwirken. Das alles ist nicht mit einer BDR-App getan, selbst wenn sie fertig werden würde.

Autor: Andi
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