Radrennfahrer sind ihren Planungen sehr sprunghaft, gerade in diesen verrückten Zeiten, wo Veranstaltungen reihenweise abgesagt werden. So hatten Marc und ich uns eigentlich auf ein tolles 24h-Event in Northof gefreut, um dann – nach Absage – eine Radreise nach Koblenz zu planen oder gar die Challenge Bremen-Brocken-Bremen anzugehen.
24h-Charity vor der eigenen Haustür zu Gunsten der Deutschen Kinderkrebshilfe
Umso überraschter war ich, als Marc plötzlich mit der Idee einer 24h-Charity vor der eigenen Haustür zu Gunsten der Deutschen Kinderkrebshilfe um die Ecke kam. Natürlich war ich spontan bereit einen kleinen finanziellen Beitrag zu leisten: Für jeden von Marc geschafften Kilometer sollten 20 Cent in die Kasse fließen. Natürlich wollte ich auch Rad fahren, wie weit und wie lange ließ ich mir offen.
Pünktlich am Samstag, den 12.7., 12 Uhr, fiel dann der imaginäre Startschuss in den trüben Sommerhimmel. Etwa 15 Rennradler vom RSC und aus der Region starteten in einen Tag, der einige Wetter- und andere Kapriolen bereit halten sollte. Los ging es nach knapp 60 km, als Andi ungebremst Bekanntschaft mit dem sehr harten Asphalt machte. Der Aufschlag war heftig und der Helm hat wirklich Schlimmes verhindert! Außer einer Gehirnerschütterung und einigen Materialschäden ist nicht wirklich etwas passiert. Trotzdem schauten wir alle ziemlich betröppelt und unschlüssig drein. Schließlich setzte sich der Tross wieder in Bewegung, nachdem wir Andi in guten ärztlichen Händen wussten.
Und dann kam der Regen, gnadenlos heftig und intervallartig. Mehrmals zogen wir uns um und versteckten uns anschließend so gut wie es ging im nassen Peleton. Glücklicherweise unterstützten uns am späten Nachmittag „unverbrauchte“ Radler, die mit starken Beinen und flotten Sprüchen für ordentlich Power sorgten.
Und weil auch das Catering hervorragend war (großen Dank an Britta und Familie), ging es nach einer ordentlichen Portion Nudeln gut gerüstet und zu dritt in die Nacht.
Peter Fichtner sorgte bis kurz nach eins für Entlastung, bevor auch er auf der Fähre in die wohlverdiente Nachtruhe verschwand. Nun hieß es Tempo drosseln und uns gegenseitig Mut zu sprechen. Wir entschieden uns für eine Strecke direkt an der Weser Richtung Seehausen und zurück (ca. 32 km), um im hellen Industrielicht unsere Motivation nicht ganz in der Schwärze der Nacht aus den Augen zu verlieren.
Schon längst hatte ich beschlossen, die 24 Stunden zu Ende zu fahren.
Auch die Schmerzen im Bein (Marc hatte gleichzeitig mit Irritationen an der Hand zu tun), die 6 Grad, der Nebel und die zunehmende Müdigkeit ließen mich nicht wirklich an meinem Entschluss zweifeln. Denn da war ja noch diese wunderbare Kaffeemaschine in dieser gemütlichen Garage irgendwo in Altenesch.
Als endlich die Sonne aufging, ging es gleichzeitig mit unseren Kräften zu Ende. Kurios, denn Licht bedeutet eigentlich neue Energie, Aufbruch und Siegesgewissheit. Vergesst das Leute, alles nur Poesie und Lüge.
Wir schleppten uns mit viel Mühe in die Frühstückspause. 420 km hatten wir da bereits zurückgelegt. Beim Restart tauchte dann unverhofft Christian auf, der uns sofort in seinen Windschatten beorderte und 30 km locker am Horn zog. Weitere Retter trafen ein, so dass wir gegen 11.50 Uhr glücklich und nur noch leicht erschöpft die angepeilte 500 km-Marke überschritten.
Es war ein starkes Erlebnis: 501,76 km in 18:06 h. Die restliche Zeit war (offensichtlich) Promotion. Insgesamt erzielte Marcs Spendenmarathon 2.300 € zu Gunsten der Kinderkrebshilfe. Dank an alle Helfer, insbesondere Marcs Familie, die Jungs vom RSC, alle Spender und die vielen Freunde an der Strecke.
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